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Andere Medien und Kritiker über Jutta Treiber und ihr Werk: Pressestimmen

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"Kurier" vom 11.12.2004
Ressort: Chronik

Autorin: Viktória Erdélyi

Copyrighthinweis: © Kurier - Wien, 2004. Alle Inhalte dienen der persönlichen Information. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.

 
 

Jutta Treiber war acht, als sie zu schreiben begann. Bis heute veröffentlichte sie 21 Bücher. Kommende Woche wird die Oberpullendorferin mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.
"ICH NENNE DIE DINGE
BEIM NAMEN"

von Viktória Erdélyi
Ihr Mittagessen stand unberührt auf dem Tisch. Sie hatte die Welt rund um sich vergessen - und das mitten in einem Lokal am Flughafen Berlin-Tegel. Sie bemerkte nicht einmal die Tränen, die ihre Wangen runterliefen. Ein anderer Gast schien besorgt. Höflich fragte er: "Ist alles in Ordnung?" Da blickte sie auf und zeigte auf den Titel des Buches am Tisch. "Vergewaltigt" las er auf dem blauen Umschlag. Er fragte nicht weiter, er hatte verstanden.
Es ist keine erfundene Geschichte. Weder die oben beschriebene, noch jene, die Jutta Treiber in ihrem aktuellen Buch mit so viel Feingefühl schildert. "Ich bin Wochen lang nur gelegen, habe mir oft gewunschen, ich hätte es nicht überlebt", erinnert sich die Autorin zurück. In "Vergewaltigt" erzählt die Literatin von Franka, einem selbstbewussten Mädchen, dessen Leben sich schlagartig ändert, deren junge Seele durch eine schreckliche Nacht zersplittert.

FÜR JUNG UND ALT
21 Werke hatte die Oberpullendorfer Autorin bisher veröffentlicht - für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Darunter gibt es Bücher zum Schmunzeln, solche die bewegen und zum Nachdenken bringen. Eines haben sie gemeinsam: "Ich schreibe realistische Geschichten. Und ich nenne die Dinge beim Namen."
Jutta Treibers Bücher wurden bereits in 16 Sprachen übersetzt. Alleine 2004 hatte sie rund 200 Lesungen gehalten, war zu einem Jugendliteraturfestival im Iran geladen und stand im Mittelpunkt eines Theaterwettbewerbes in Krakau. Kommende Woche wird sie mit dem Kulturpreis des Landes gewürdigt.
Jutta Treiber war acht Jahre alt, als sie zu schreiben begann. Sie vermutet, die Geburt ihres behinderten Bruders könnte den Drang zum Schreiben ausgelöst haben. "Ich kann mich erinnern, als ich eines Tages mit ihm spazieren war, beugte sich jemand übers Kinderwagerl und fragte: ,Na, is dei Bruder jetzt scho normal?' Das hat mich so getroffen, ich verstand das nicht, ich war doch so stolz auf ihn", erinnert sie sich zurück. Damals habe sie mit niemandem darüber reden können, also schrieb sie ihre Gedanken nieder. Ihr Talent blieb nicht unbemerkt. Als sie das Gymnasium in Eisenstadt besuchte, arbeitete sie bei einer von Professor Robert Heger gegründeten Zeitung, dem "Kleinen Konviktskurier", und träumte von einer Zukunft als Journalistin. Dann kam es aber anders: Jutta Treiber wurde Lehrerin am Gymnasium in Oberpullendorf und 1976 übernahm sie mit ihrem Mann das Kino in Oberpullendorf (siehe Zusatzbericht). Im selben Jahr griff sie nach längerer Pause wieder zur Feder und gewann mit "Kokatuu - Nachtclub, Bar" prompt den BEWAG-Literaturpreis.
ERFOLG Zwei Kinder, das Kino, die Schule - irgendwann sei ihr das alles zu viel geworden. Nachdem "Popcorn zum Frühstück" beim renommierten Verlag "Jugend und Volk" erschienen war, entschied sie, trotz Liebe zum Unterrichten mit der Schule aufzuhören und sich dem Schreiben zu widmen. Das war vor rund 16 Jahren. Die einstige Angst, plötzlich keine Ideen mehr zu haben, löste sich in Luft auf. Alleine derzeit sind mehrere Projekte in Arbeit: 2005 erscheinen drei neue Bücher und sie schreibt gerade an einer Trilogie für Erwachsene. Ob sie mit ihrem Erfolg zufrieden sei? "Eigentlich schon. Natürlich wünschte ich mir bei großen Buchhandelsketten mehr Jutta Treiber-Stapel. Doch vielleicht ist es wie bei anspruchsvollen Filmen - die sieht man nur im kleinen Dreier-Saal."

KINO
Der flimmernde Schatz der Familie Treiber

Seit knapp 80 Jahren ist bereits das Kino in Oberpullendorf in Familienbesitz. Gegründet hatte es Jutta Treibers Großvater. "In diesem Kino habe ich wohl auch die Liebe zum Schauspiel, zum Film und zur Literatur entdeckt", erzählt die Schriftstellerin.
Sie sei als Kind oft im Kino gewesen, selbst wenn die Filme nicht für sie bestimmt waren. "Meine Oma stand immer am Eingang wie Cerberus am Höllentor, aber wenn sie kurz einnickte, schlich ich einfach vorbei", beschreibt Jutta Treiber lachend. Sie könne sich auch noch genau an den Umbau 1955 und an den blauen Stoff, aus der die Wandtapete genäht wurde, erinnern. Ein besonders schöner Moment sei damals die Wiedereröffnung gewesen: "Die Schauspielerin Brigitte Antonius war gekommen und ich durfte ihr einen Blumenstrauß überreichen."
Wirklich gerne habe sie aber das Kino als zweifache Mama und Lehrerin am Gymnasium nicht übernommen. Ganz anders als ihr Sohn: "Ich wusste schon mit sieben Jahren, dass ich eines Tages Kinobesitzer sein will", schildert Oliver Treiber voller Enthusiasmus. Schon mit 19, gleich nach der Matura, stieg er in den Familienbetrieb ein.
1996, als das Kino auf drei Säle erweitert wurde, übernahm Oliver Treiber die Lichtspiele ganz. Trotz zäher Verhandlungen mit Filmverleihen und zahlreicher "Piraten", die sich die neuesten Streifen aus dem Internet laden, ist "meine Faszination für das Kino geblieben", unterstreicht der Chef, der selbst gerne in den Zuschauerreihen sitzt, wenn ein neuer Film anlauft. Das müssen aber nicht immer Blockbuster sein, im Dreier-Saal, dort, wo auch seine Mutter am liebsten sitzt, zeigt er auch weniger bekannte, anspruchsvollere Produktionen.
Copyrighthinweis: © Kurier - Wien, 2004. Alle Inhalte dienen der persönlichen Information. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.

 
     


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