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Autorin
Jutta Treiber

Biographie
Textproben
Jutta Treiber

Geboren in O
gelernt in O
geheiratet in O
Kinder gekriegt in O
nicht herausgekommen aus O
gestorben in O
begraben in O
gelebt -
wo?
(aus: Liebe und andere Ungereimtheiten)








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Halt den Mund ...Halt den Mund, sagte Mutter und dann starb sie

„Halt den Mund!“, sagte Mutter, und es war typisch, dass wir an ihrem letzten Lebenstag noch miteinander stritten, drei Stunden vor ihrem Tod.

Mutter hatte sich zwei Tage zuvor bei einem Sturz die Rippen gebrochen – oder geprellt. Sie saß in ihrem elektrischen Fauteuil, sie schaute mich an, mit diesem kindlich gewordenen Blick, der mich mit Mitleid erfüllte, Mutter war immer eine starke Frau gewesen, erst im Alter war sie weicher geworden, sie schaute mich also an, mit diesem Blick und fragte leise: „Meinst du, ich soll ins Spital gehen?“

Ich wusste – oder ahnte es zumindest –, dass Mutter nicht mehr lange leben würde. Sie war 94, müde und abgewetzt vom Leben, einen Monat zuvor war es ihr schon so schlecht gegangen, dass ich jeden Tag damit gerechnet hatte, der Tod würde ihr seinen Arm über die Schulter legen. Hatte mich nicht wegzufahren getraut, um jederzeit erreichbar zu sein, wenn das Ultimative eintreten würde. Aber Mutter erholte sich wieder, erstaunlich schnell, ein letztes Aufflackern des Lebensfeuers vor dem zu erwartenden Erlöschen.

„Nein“, sagte ich, „nicht ins Spital.“

Man würde sie an allerlei Maschinen anschließen und den Sterbevorgang künstlich verlängern. Denn in unserem seltsamen Zeitalter, in dem niemand dem Tod ins Auge blicken will, in dem der Tod nicht als etwas zum Leben Gehöriges, sondern als Feind betrachtet wird, den es – koste es, was es wolle – zu bekämpfen gilt, ist das künstliche Am-Leben-Halten oberstes Gebot. Keine Lebens-, sondern eine Sterbensverlängerung.

Meine Mutter sollte in Ruhe und in Würde sterben können, in ihrem eigenen Haus, vertraute Luft atmend, ohne unter irgendwelchen Masken zu liegen oder an irgendwelchen Schläuchen zu hängen.

Mutter nickte. „Gut“, sagte sie leise. „Gut …“

LiebestrommelnLiebestrommeln

Die Blicke haben sich getroffen, zum ersten Mal und (für Fabian) unvermutet, Eliane erstrahlt in ihrem absoluten Glanz, die Grübchen vertiefen sich auf minus 100 Prozent, Eliane tut so, als hätte es Fabians Blick nie gegeben, wendet ihren Kopf noch mehr der Streichhölzernen zu, gibt vor, an deren Gespräch interessiert zu sein, lacht so laut, dass Fabian ihren glockenhellen Ton wohl vernehmen kann. Aus den Augenwinkeln beobachtet sie die Wirkung ihres Erstrahlens auf Fabian. Der schaut sie mit unverhohlener Bewunderung an und Eliane weiß: Sie ist gelandet. Punktgenau. Und sie hat das mit Abstand attraktivste Objekt der männlichen Kurpopulation dieses Hotels ins Auge gefasst. Am liebsten würde sie von ihrem Liegestuhl aufspringen – naja aufspringen ist vielleicht ein bisschen übertrieben, sagen wir, sich aus dem Liegestuhl erheben, langsam bedächtig hüftschonend, sagen wir ganz einfach sie würde sich herauswuzeln, herausschälen, herausquälen, zu dem Objekt ihrer Begierde eilen, naja eilen, aber sie kann die beiden Frauen neben sich nicht brüskieren, und überhaupt, wie würde das ausschauen, nein, ein bisschen muss sie diesen attraktiven Mann, der trotz seiner grauen Haare noch jung und vital aussieht, zappeln lassen, aber der Köder muss dergestalt sein, dass der Anvisierte anbeißt und nicht mehr von der Angel kann. Denn, wir wissen das schon, aber eine kleine Wiederholung kann nicht schaden, diesmal ist Eliane wild entschlossen, nicht ohne männliche Trophäe nach Hause zu fahren.

Während Eliane Fabian bewusst an ihrem Angelblick hat zappeln lassen, hat Beppo der Schriftsteller die Szene betreten. Als er Fabian entdeckt, kommt er freundlich polternd auf ihn zu, o da ist ja mein Zimmernachbar! und setzt sich jovial an Fabians Tisch. Ich leiste Ihnen ein bisschen Gesellschaft, wir müssen uns schließlich bekanntmachen. Er grinst breit und bestellt ein Bier. Darf ich Sie auf ein Getränk einladen?, fragt er. Fabian nickt, sagt danke und bestellt, Beppo hat es geahnt, ein Obi gespritzt.

Ich hab Durst, ich geh etwas trinken, sagt Eliane mit spitzen Lippen und eist sich von der Streichhölzernen und der Rothaarigen (mit grauem Haaransatz) los. Sie plagt schält quält wuzelt sich aus dem Liegestuhl, packt ihre Sachen in den kleinen schwarzen (eleganten) Lederrucksack, nimmt ihre Krücken und bewegt sich auf die Tische zu. Darf ich mich zu Ihnen setzen?, fragt sie Beppo, es ist kein Tisch mehr frei. (Und tatsächlich, Eliane hatte Glück, es war wirklich kein Tisch mehr frei, und so konnte sie das frei heraus sagen, ohne mit der Wimper oder mit sonst irgendwas zu zucken.)

Eliane lächelt vor allem Beppo den Schriftsteller an, sie lächelt gelierzucker-honig- und ahornsirupsüß zugleich, das ganze süße Zeug rinnt Beppo direkt ins Herz und seine schriftstellerische Menschenkenntnis ist beim Teufel oder sonstwo, er grinst so breit er kann und sagt: Aber mit dem größten Vergnügen! Und taxiert, dass die unbekannte Dame wohl auch nicht der Hopfentyp ist, sondern vielleicht der Rotweintyp, und er bestellt ihr auf Verdacht und kurzerhand (oder eher kurzemmund) ein Glas Rotwein und Eliane dankt höflich und nippt mit spitzen Vogellippen. Spätestens als sie das Glas geleert hat, was einige Zeit dauert, weiß Beppo, dass er sich unsterblich (Hals über Kopf, hoffnungslos etc.) in Eliane verliebt hat.


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NAJA mehrsprachig
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“Ich bin zu spitz!”, sagt das Dreieck.

“Ich bin zu rund!”, sagt der Kreis.

“Ich bin zu eckig!”, sagt das Quadrat.

“Kein Problem”, sagt der Figurendoktor ...


Die knallbunte Couch


Die knallbunte CouchEin Kleinstadtmärchen

für kleine Kleinstädter

und große Großstädter

für große Kleinstädter

und kleine Großstädter

und für alle dazwischen …

Die Stadt ist geschrumpft, seit er sie verlassen hat, vor vielen Jahren.

Sie ist auch lebloser geworden. 

Herr Benno geht spazieren. Er geht jeden Tag spazieren.

Immer den gleichen Weg. Eigentlich denselben.

 
 
   





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